Die Wilo SE mit Sitz in Dortmund ist ein weltweit tätiger Maschinenbaukonzern und einer der führenden Anbieter von Pumpen und Pumpensystemen für die Gebäudetechnik, die Wasserwirtschaft und die Industrie. Mit über 8.200 Mitarbeitenden ist das Unternehmen unmittelbar von dem 2023 in Kraft getretenen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) betroffen. Das Gesetz zielt darauf ab, Menschenrechte in globalen Lieferketten zu verbessern.
Durch die Verarbeitung von einer Vielzahl an verschiedenen Rohstoffen sind die Lieferketten der Maschinenbauindustrie international vernetzt und komplex ausgestaltet. Die Wertschöpfung findet hierdurch auch in Ländern mit unzureichenden Sozial- und Umweltstandards statt. Wie das Maschinenbauunternehmen mit diesen Herausforderungen umgeht und welche Maßnahmen es trifft, um Risiken für Mensch und Umwelt in seinen Lieferketten zu vermeiden, berichtet Claudia Brasse, Group Director Sustainability & HSE bei der Wilo SE.
UPJ: In der Gesellschaft erhöht sich das Bewusstsein für Menschenrechte in den Lieferketten. Welchen Stellenwert hat ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement für die Wilo SE?
Claudia Brasse: Als multinationales Technologieunternehmen ist nachhaltiges Lieferantenmanagement für uns ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Entsprechend ist es als strategisches Ziel in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Schon vor vielen Jahren haben wir Prozesse etabliert, um Nachhaltigkeit in unserer Lieferkette umzusetzen. So ist beispielsweise der Code of Conduct für Lieferanten seit mehr als zehn Jahren Bestandteil des Onboarding-Prozesses. Mit ihm vereinbaren wir die Einhaltung menschenrechtlicher Grundprinzipien und Umweltstandards mit unseren Lieferanten. Ergänzt wird dies durch ein systematisches Risikomanagement, eine Selbstbewertung der Lieferanten und Lieferantenaudits.
UPJ: Können Sie uns Beispiele für besondere Herausforderungen und für konkrete Maßnahmen nennen, die Wilo einsetzt, um das Leben von Menschen entlang seiner Lieferkette zu verbessern?
Brasse: Eine wesentliche Herausforderung ist die große Vielfalt im Lieferantennetzwerk. Mögliche Risiken lassen sich oft nicht auf zwei bis drei offensichtliche Materialgruppen, Themen oder Länder eingrenzen. Wir priorisieren deshalb und fokussieren uns zunächst auf die umsatzstärksten Lieferanten und die größten Risikopotenziale. In der Folge werden wir immer kleinteiliger und spezifischer. Seit zwei Jahren führen wir bei Lieferanten, bei denen wir ein Risikopotenzial identifiziert haben, sogenannte Compliance- oder Menschenrechtsaudits durch. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und durchaus auch positives Feedback von den Auditierten erhalten. Durch eine konsequente Maßnahmenverfolgung konnten wir bereits zahlreiche Verbesserungen für die Mitarbeitenden in den Lieferketten schaffen. Sie reichen von persönlicher Schutzausrüstung über ärztliche Vorsorgeuntersuchungen bis hin zu verbesserten Arbeitsabläufen und Versicherungsleistungen.
UPJ: Die Analyse von (möglichen) Risiken spielt also eine wichtige Rolle, um konkrete Maßnahmen in der Lieferkette umzusetzen. Welche Bedeutung haben Indizes und Informations-Tools wie der CSR Risiko-Check, um potentielle Risiken zu erkennen?
Brasse: Indizes und Tools sind eine wichtige Hilfestellung, um die generellen Risikoschwerpunkte in der Lieferkette zu identifizieren: welche menschenrechts- und umweltbezogenen Risiken sind in welchen Ländern und für welche Warengruppen besonders hoch? Die Ergebnisse sind dann natürlich sehr allgemein und müssen daher mit den vorhandenen Informationen zum jeweiligen Lieferantenportfolio verknüpft werden. Maschinenbauunternehmen verfügen in der Regel über ein professionelles Lieferantenmanagement. Die Informationen aus den entsprechenden Onboarding- und Entwicklungsprozessen sollten in jedem Fall genutzt werden, um eine angemessene Eingrenzung der Risikopotenziale vorzunehmen.
UPJ: Das Ziel des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes ist es, den Schutz der Menschenrechte in globalen Lieferketten zu verbessern. Welche Chancen und Potentiale für die Maschinenbauindustrie sehen Sie in der verantwortungsvollen Gestaltung von Lieferketten? Und was halten Sie von Kooperationen und den Möglichkeiten von Brancheninitiativen?
Brasse: Wir haben intensiv im Arbeitskreis „Wirtschaft und Menschenrechte“ des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mitgearbeitet und die Zusammenarbeit als sehr hilfreich erlebt. Die Moderation war immer sehr strukturiert und auf Lösungen fokussiert. Dadurch gestaltete sich der Austausch mit den anderen Firmen offen und ergebnisorientiert. So konnten wir gerade am Anfang des Prozesses viel praktisches Knowhow und Handwerkszeug mitnehmen. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal bedanken!
Das Risiko für schwerwiegende Menschenrechtverletzungen oder Umweltverstöße schätzen wir bei unseren direkten Lieferanten als eher gering ein. Das zeigen die Erfahrungen aus den durchgeführten Compliance-Audits sowie die Auswertungen der Risikomeldungen. Allerdings gibt es Verbesserungspotenziale im Bereich der Sozial- und Umweltstandards, die wir identifizieren und umsetzen. Das birgt im Wesentlichen zwei Chancen: Zum einen führt es zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Lieferanten, was sich positiv auf das nachhaltige Lieferkettenmanagement auswirken wird. Zum anderen schärft es weiter unser Bewusstsein für die Relevanz von Menschenrechten und unser aller Verantwortung zu ihrer Einhaltung und Verbreitung.
UPJ: Wilo ist direkt durch das LkSG betroffen. Welche Anforderungen sind durch das Gesetz an Sie entstanden?
Brasse: Wir haben uns bei der Umsetzung sehr eng an den Formulierungen des LkSG orientiert. Hilfreich war, dass wir bereits zahlreiche Prozesse und Instrumentarien etabliert hatten, auf die wir aufsetzen konnten. Ergänzt haben wir im Wesentlichen die noch stärkere Fokussierung auf das Themenfeld Menschenrechte sowie entsprechende Audits und Schulungen. Unser Ziel war und ist es, Transparenz in unserem Lieferantennetzwerk herzustellen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Dies wird immer wichtiger, wenn wir ESG-Aspekte stärker berücksichtigen wollen. Eine Nachverfolgung der Lieferkette bis zum Ursprung streben wir derzeit aber nicht an.
Dibella ist seit 1986 europaweit ein kompetenter Partner des Textil-Service für besonders langlebige und leistungsfähige Objekttextilien für Hotellerie, Gastronomie und Gesundheitswesen. Der Name „Dibella – longlife textiles“ ist daher Programm. Schon seit dem Jahr 2010 erweitert Dibella das Angebot konsequent um nachhaltige Objekt-textilien, mit denen unsere Kunden bereits in der Textilbeschaffung Gesellschaftsverantwortung übernehmen können.
Bitte wählen Sie aus, welchen Cookie-Kategorien Sie zustimmen möchten.